Würde ich nochmal ein Auslandsjahr machen?
Über diese Frage brauche ich keine Minute nachzudenken. JA!
Das Auslandsjahr hat mir persönlich so viel gebracht, nicht nur schulisch
gesehen, sondern auch menschlich. Ich habe so viele tolle neue Leute
kennengelernt, bin viel gereist, in eine neue Kultur eingetaucht und habe ganz
nebenbei als positiven Nebeneffekt mein Englisch verbessert. Klar sind die
ganzen zehn Monate nicht durchgängig das Paradies, dennoch war all der Stress
und Schmerz nicht umsonst. Im Nachhinein hätte ich zwar einige Dinge anders
gemacht, doch im Prinzip war alles gut, so wie es passiert ist. Deswegen würde
ich immer wieder ein Auslandsjahr machen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.
Würde ich wieder nach England gehen?
Jein, um ehrlich zu sein wahrscheinlich nicht. Hätte ich das Jahr nun schon gemacht, mit all den Erfahrungen usw.
und müsste nochmal eins machen, dann würde ich definitiv nicht nach England
gehen. Würde ich nun nochmal ganz am Anfang stehen, so würde ich England
wahrscheinlich nicht nochmal wählen. Woran das liegt? Es gibt eigentlich zwei
Hauptgründe: Gastfamilien und Kälte. Die Kälte hat mir wirklich zu schaffen
gemacht und sollte nicht unterschätzt werden. Wenn man im Haus nur 12°C hat,
ist das echt kein Spaß und kann die Laune echt herunterziehen. Der zweite
Hauptgrund sind die Gastfamilien. Gastfamilien werden in England gut bezahlt,
sodass viele Familien sich es zum Job machen Schüler aus anderen Ländern
aufzunehmen. In England kriegen die Gastfamilien zwischen 500-1000 Pfund pro
Schüler pro Monat. Wenn man das nun in Euro umrechnet und mal bedenkt, dass ein
einzelner Mensch für Essen, Wasser und Strom höchstens 300€ benötigt, weiß man,
dass es ein ganz gutes Geschäft ist. Vor allem wenn der Schüler kein Mitbestimmungsrecht
auf Lebensmittel und Masse hat. Pauschal kann man sagen, dass Gastfamilien, die
nicht bezahlt werden (Beispiel USA), besser mit den Schülern umgehen. Natürlich
gibt es immer schwarze Schafe, dennoch ist das Risiko viel geringer in den USA
oder sonst wo nur als „Job“ angesehen zu werden und dem entsprechend behandelt
zu werden. In England gibt es natürlich auch gute Gastfamilien, die sich um
einen kümmern usw., doch tun es alle wegen des Geldes und sagen dir das auch.
In meiner ersten Gastfamilie spürte ich dies nicht stark, zwar war es mir klar,
dass sie das Geld brauchten, dennoch hatte ich alles was ich brauchte und
konnte Essenswünsche oder Menge immer äußern bzw. variieren. In meiner zweiten „Familie“
war dies ganz und gar nicht der Fall. Wurden wir nicht satt und fragen nach
mehr, so wurde uns gesagt: „Ich habe euch was zu essen gegeben, alles was ihr
extra wollt, könnt ihr euch gefälligst selber kaufen.“ Dieser Satz wurde uns
genauso gesagt und zeigt sehr deutlich, wieso ich wahrscheinlich nicht noch mal
nach England gehen würde.
Für England sprechen allerdings das Schulsystem und die
Lehrer. Man verbringt doch einen großen Teil seiner Zeit in der Schule. Ich
denke über die Vorteile des Schulsystems habe ich nun schon oft gesprochen,
daher kennt ihr diese bzw. meine Meinung. Ein weiterer Pluspunkt in England ist
der Transport oder auch das Reisen. Die englischen Städte sind genauso, oder
besser, vernetzt wie die Deutschen, daher kommt man schnell und günstig von A
nach B. Mit dem Reisen sieht das genauso aus. Mit 16 oder 17 Jahren ist es kein
Problem alleine in England herumzureisen, was in anderen Ländern ein Problem,
darstellen könnte.
Was hätte ich anders gemacht?
Ich glaube, ich wäre nach Spanien gegangen, da England für
mich nicht mehr in Frage käme, genauso wenig wie die USA. Ich bin bis heute
froh, nicht in die USA gegangen zu sein, da ich dort nicht glücklich geworden
wäre, aufgrund mancher Ansichten und Einstellungen, welche ich nicht teile.
Spanien hätte mich zudem sprachlich wohl noch etwas weiter gebracht als ein
englisch sprachiges Land, obwohl sich mein Englisch sehr verbessert hat. Ansonsten
hätte ich nun im Nachhinein andere Fächer gewählt und alles vier behalten,
trotz Stress in den ersten 2-3 Wochen.
Ich hoffe ich habe hier niemanden verunsichert. Ich wollte
nur einmal das reale Leben und die Probleme darstellen. Wie gesagt man kann in
jedem Land Pech mit der Gastfamilie haben und wer weiß wie lange man überhaupt
noch nach England gehen kann, Stichwort Brexit und so.
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