Jetzt sitze ich heulend im Flieger und will schreien: „Stopp
ich sitze im falschen Flieger... der Flieger nach Hamburg ist doch dahinten.“
Will ich zurück? Nein. War das Auslandsjahr nicht eigentlich mein Traum? Im
Moment eher Albtraum.
Diese drei Sätze schrieb ich während ich im Flugzeug nach
Manchester saß und wartete das wir starteten. Ich glaube diese Sätze sagen
schon sehr viel über mein Gemütszustand aus. Ich habe wohl das schlimmste
Wochenende meines Lebens hinter mir. Jedenfalls bin ich mir nicht bewusst, wann
es mir vorher schon mal so beschissen gegangen ist.
Ich wollte schon nicht wieder weg als ich noch in
Deutschland war. Mir ging es so wie im Dezember, innere Aufgewühltheit und die
Gedanken nicht wieder zurück zu wollen. Allerdings hatte ich im Januar nur
Heimweh als ich wieder in England angekommen war und dies auch nur für die
ersten zwei Tage. Damals wollte ich zurück und habe nicht in Erwägung gezogen
zu Hause zu bleiben, da ich wusste, dass ich vorher glücklich in England
gewesen war. Doch diesmal war dies nicht der Fall gewesen. Seit Anfang März
hatte ich einfach nur noch das Bedürfnis nach Hause zu gehen und fühlte mich
sehr unwohl in meiner Gastfamilie. Somit konnte ich mir noch nicht mal mehr
einreden, dass es mir vorher gut gegangen ist. Das machte die ganze Situation
natürlich nicht besser.
Am Samstagmorgen ging es dann ja um 4:15 Uhr zum Airport,
doch leider oder glücklicherweise (ich weiß es nicht) mussten meine Mum und
meine Tante in ein anderes Terminal, somit saß ich alleine mit meinen Gedanken
ohne Ablenkung am Gate und wartete gut 1,5 Stunden. Ihr könnt euch sicherlich
denken, was ich die 1,5 Stunden gemacht habe. Man wird schon komisch angeguckt,
das war mir aber so egal. Ich dachte irgendwann muss es ja mal raus und
angeblich soll es einem nach dem Weinen ja besser gehen… Pustekuchen. Außer
geschwollene Augen war nichts besser. Weiter ging es dann im Flugzeug und am
Airport in Manchester. Ich hätte wirklich alles dafür gegeben um den Flieger
fünf Reihen weiter rechts zu nehmen und nach Hamburg zu fliegen. Mein
Bauchgefühl sagte mir einfach, dass das was ich hier tat falsch war.
Netterweise holte mich Sarah vom Bahnhof ab und wir fuhren
zusammen zu mir nach Hause, da Koffer auspacken immer das Schlimmste ist, da es
etwas Endgültiges hat. Als ich bei
meiner Gastfamilie ankam wurde mir lediglich „hallo“ gesagt und das war’s. Nach
dem Koffer auspacken ging es dann nochmal in die Stadt. Auch da heulte ich noch
ein paar Mal. Sagen wir’s mal so, Sarah tat mir leid. Ich wusste gar nicht,
dass ein Mensch so viel weinen kann… Wie gesagt, der vergangene Samstag war
wohl der schlimmste meines bisherigen Lebens. (leider ist das nicht
übertrieben) Da kommt keine Mathearbeit, verkackte Prüfung, Liebeskummer oder
sonst was dran. Ich wünsche wirklich niemanden dieses Gefühl. Es ist auch
schwer zu beschreiben was da genau in mir vorging. Ne Mischung aus Heimweh,
Unwohlsein, Hoffnungslosigkeit gepaart mit Kraftlosigkeit.
Oben drauf kamen dann noch einige Nachrichten von meinem
Gastvater am Nachmittag die dem ganzem nicht geholfen haben. Das war dann der
Moment wo ich gedacht habe gleich brichste hier zusammen. Eigentlich hatte ich
mit ein Limit von zwei Wochen gesetzt, wenn es mir da nicht besser gegangen
wäre, wäre ich gegangen. Jetzt fragen sich bestimmt einige, wieso wechselt die
nicht einfach? Naja, Gastfamilie in England sind zu 70% einfach nicht toll. In
meiner Gastfamilie habe ich wenigstens das Glück genug Essen zu haben, einen
Heater und sie auch mit mir reden. Trotzdem fehlt mir einfach das
Familienleben. Doch dies in England in einer Gastfamilie zu finden ist so gut
wie hoffnungslos. Wenn andere erzählen, das ihre Gasteltern wie Eltern für sie
sind und diese sie wie ihre eigenen Kinder lieben und das auch so sagen. Wenn
andere erzählen, dass sie nicht mehr zurück wollen und das sie ihr Leben auf
der anderen Seite der Welt lieben, da sitze ich hier nur und denke: All dies ist
bei mir eher anders herum.
Jedenfalls teilte ich meinen Eltern mit, dass es so nicht
weiter gehen würde, daraufhin riefen sie mich an und wir beschlossen, dass ich
ein Gespräch mit meinen Gasteltern führen musste. Das dritte unangenehme
Gespräch dieses Jahr… yayyy. Ich habe ihnen ehrlich mitgeteilt, dass ich mich
nicht so fühle als ob ich hier willkommen wäre und ich mit dem „Humor“ von
meinem Gastvater nicht so ganz klarkomme. Mit Engländern kann man Gespräche
aber leider nicht gut führen, da sie dir niemals die Wahrheit sagen würden,
wenn ihnen etwas an dir stören würde, auch wenn du sie darum bitten würdest.
Wie geht es jetzt weiter? Glücklicherweise hatte ich Sarah
das ganze Wochenende an meiner Seite, was mit etwas Ablenkung verschaffen hat.
Meine Gastmutter hat mir gezeigt, dass sie mich hier haben will, daran hatte
ich aber auch nie gezweifelt, bei meinem Gastvater bin ich mir da bis heute
nicht ganz sicher. Ich habe einfach beschlossen, soviel Zeit wie möglich draußen
zu verbringen, mich zu beschäftigen und versuchen die letzten Kräfte für die
kommenden 2 Monate zu mobilisieren. Das ich überhaupt noch Kraft besitze schien
mir am Samstag noch unvorstellbar. Zudem werde ich mir nun wohl eine Liste
machen, was ich in diesen zwei Monaten noch machen/sehen will, da ich ja sehr
viel Zeit haben werde. Somit versuche ich mir einfach meine Tage vollzustopfen
und mir Beschäftigung zu suchen.
So das war’s nun, 62 days to go (nicht das ich zähle oder
einen Kalender habe wo ich täglich ein Kreuz mache oder so)
http://www.runnersworld.de/gesundheit/die-besten-motivationssprueche.361024.htm#1
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Hey Lina!
AntwortenLöschenIch wünsche dir ganz viel Kraft für deine restliche Zeit! Ich finde dich total mutig, ich weis nicht, wie ich reagiert hätte... Das ist echt nicht leicht, nach Hause zu fliegen und dann wieder zurück in eine Situation in der man sich nicht so wohl fühlt. Doch ich finde es klasse, dass du es trotzdem durchziehst und dich motivierst das beste zu machen!
Ich drücke dir die Daumen für eine gute Zeit in England!
Liebe Grüsse aus Schweden,
Alexa
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
LöschenOh vielen Dank! Leider wurde die Woche nicht besser :P aber langsam geht es berg auf. Hoffe du hast eine tolle Zeit in Schweden!!
LöschenLiebe Grüsse aus England,
Lina
Hey Lina, ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst :( hatte ähnliche Probleme vor meinem Gastfamilienwechsel im März... Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den Rest des Jahres und ich hoffe & glaube, dass es sich irgendwie noch zum Guten wendet.
AntwortenLöschenAlles Liebe und Gute aus Uruguay,
deine Frieda <3
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenHey Lina,
AntwortenLöschenIch wünsche dir ganz viel Kraft! Ich habe auch zwischendurch Probleme mit meiner Gastfamilie und kann dich teilweise verstehen. Glücklicherweise ist es bei mir nicht so schlimm wie bei dir. Ich finde es grossartig, dass du hier so ehrlich über all das schreiben kannst!
Und auch wenn es vielleicht nicht das beste Jahr deines Lebens ist, du hast viel gelernt über dich und deine Grenzen.
Übrigens alle (oder zumindest alle, die ich kenne) Austauschschüler die sagen, dass sie nie mehr zurück nach Hause möchten, haben irgendwann mal schlechte Zeiten und nicht alles ist perfekt. Ich selber sage oft, dass ich NZ nie mehr verlassen möchte und in der nächsten Sekunde rede ich darüber, wie gerne ich doch wieder meine Familie und mein altes Leben zurück möchte. Jedes "Austauschleben" hat seine Hochs und Tiefs. Und ich hoffe ganz fest für dich, dass es sich für dich zum Ende noch zu einem Hoch entwickelt. Dass du mit guten Erinnerungen gehen kannst.
Du schaffst das, du bist stärker als du denkst! ♥
Grüsse aus NZ, Rahel
Vielen Dank. Ich finde es echt super nett, dass mich hier so viele aufmuntern :) hätte ich NIE mit gerechnet! Ich hatte jetzt auf jeden Fall meinen "Selbstfindungsmoment" und habe meine emotionale Grenze kennengelernt... leider. Trotzdem ist es schwer von vielen zu hoeren wie super ihr Jahr ist und ich mir sowas auch gewünscht hätte, bei mir aber vieles anders ist als ich erwartet habe. Hoffe dir geht es da unten gut und du genießt den Sommer in NZ. ;)
LöschenLg Lina