Montag, 11. April 2016

Gefühlschaos, Abbruch?



Jetzt sitze ich heulend im Flieger und will schreien: „Stopp ich sitze im falschen Flieger... der Flieger nach Hamburg ist doch dahinten.“ Will ich zurück? Nein. War das Auslandsjahr nicht eigentlich mein Traum? Im Moment eher Albtraum. 

Diese drei Sätze schrieb ich während ich im Flugzeug nach Manchester saß und wartete das wir starteten. Ich glaube diese Sätze sagen schon sehr viel über mein Gemütszustand aus. Ich habe wohl das schlimmste Wochenende meines Lebens hinter mir. Jedenfalls bin ich mir nicht bewusst, wann es mir vorher schon mal so beschissen gegangen ist. 

Ich wollte schon nicht wieder weg als ich noch in Deutschland war. Mir ging es so wie im Dezember, innere Aufgewühltheit und die Gedanken nicht wieder zurück zu wollen. Allerdings hatte ich im Januar nur Heimweh als ich wieder in England angekommen war und dies auch nur für die ersten zwei Tage. Damals wollte ich zurück und habe nicht in Erwägung gezogen zu Hause zu bleiben, da ich wusste, dass ich vorher glücklich in England gewesen war. Doch diesmal war dies nicht der Fall gewesen. Seit Anfang März hatte ich einfach nur noch das Bedürfnis nach Hause zu gehen und fühlte mich sehr unwohl in meiner Gastfamilie. Somit konnte ich mir noch nicht mal mehr einreden, dass es mir vorher gut gegangen ist. Das machte die ganze Situation natürlich nicht besser. 

Am Samstagmorgen ging es dann ja um 4:15 Uhr zum Airport, doch leider oder glücklicherweise (ich weiß es nicht) mussten meine Mum und meine Tante in ein anderes Terminal, somit saß ich alleine mit meinen Gedanken ohne Ablenkung am Gate und wartete gut 1,5 Stunden. Ihr könnt euch sicherlich denken, was ich die 1,5 Stunden gemacht habe. Man wird schon komisch angeguckt, das war mir aber so egal. Ich dachte irgendwann muss es ja mal raus und angeblich soll es einem nach dem Weinen ja besser gehen… Pustekuchen. Außer geschwollene Augen war nichts besser. Weiter ging es dann im Flugzeug und am Airport in Manchester. Ich hätte wirklich alles dafür gegeben um den Flieger fünf Reihen weiter rechts zu nehmen und nach Hamburg zu fliegen. Mein Bauchgefühl sagte mir einfach, dass das was ich hier tat falsch war. 

Netterweise holte mich Sarah vom Bahnhof ab und wir fuhren zusammen zu mir nach Hause, da Koffer auspacken immer das Schlimmste ist, da es etwas Endgültiges hat.  Als ich bei meiner Gastfamilie ankam wurde mir lediglich „hallo“ gesagt und das war’s. Nach dem Koffer auspacken ging es dann nochmal in die Stadt. Auch da heulte ich noch ein paar Mal. Sagen wir’s mal so, Sarah tat mir leid. Ich wusste gar nicht, dass ein Mensch so viel weinen kann… Wie gesagt, der vergangene Samstag war wohl der schlimmste meines bisherigen Lebens. (leider ist das nicht übertrieben) Da kommt keine Mathearbeit, verkackte Prüfung, Liebeskummer oder sonst was dran. Ich wünsche wirklich niemanden dieses Gefühl. Es ist auch schwer zu beschreiben was da genau in mir vorging. Ne Mischung aus Heimweh, Unwohlsein, Hoffnungslosigkeit gepaart mit Kraftlosigkeit. 

Oben drauf kamen dann noch einige Nachrichten von meinem Gastvater am Nachmittag die dem ganzem nicht geholfen haben. Das war dann der Moment wo ich gedacht habe gleich brichste hier zusammen. Eigentlich hatte ich mit ein Limit von zwei Wochen gesetzt, wenn es mir da nicht besser gegangen wäre, wäre ich gegangen. Jetzt fragen sich bestimmt einige, wieso wechselt die nicht einfach? Naja, Gastfamilie in England sind zu 70% einfach nicht toll. In meiner Gastfamilie habe ich wenigstens das Glück genug Essen zu haben, einen Heater und sie auch mit mir reden. Trotzdem fehlt mir einfach das Familienleben. Doch dies in England in einer Gastfamilie zu finden ist so gut wie hoffnungslos. Wenn andere erzählen, das ihre Gasteltern wie Eltern für sie sind und diese sie wie ihre eigenen Kinder lieben und das auch so sagen. Wenn andere erzählen, dass sie nicht mehr zurück wollen und das sie ihr Leben auf der anderen Seite der Welt lieben, da sitze ich hier nur und denke: All dies ist bei mir eher anders herum. 

Jedenfalls teilte ich meinen Eltern mit, dass es so nicht weiter gehen würde, daraufhin riefen sie mich an und wir beschlossen, dass ich ein Gespräch mit meinen Gasteltern führen musste. Das dritte unangenehme Gespräch dieses Jahr… yayyy. Ich habe ihnen ehrlich mitgeteilt, dass ich mich nicht so fühle als ob ich hier willkommen wäre und ich mit dem „Humor“ von meinem Gastvater nicht so ganz klarkomme. Mit Engländern kann man Gespräche aber leider nicht gut führen, da sie dir niemals die Wahrheit sagen würden, wenn ihnen etwas an dir stören würde, auch wenn du sie darum bitten würdest. 

Wie geht es jetzt weiter? Glücklicherweise hatte ich Sarah das ganze Wochenende an meiner Seite, was mit etwas Ablenkung verschaffen hat. Meine Gastmutter hat mir gezeigt, dass sie mich hier haben will, daran hatte ich aber auch nie gezweifelt, bei meinem Gastvater bin ich mir da bis heute nicht ganz sicher. Ich habe einfach beschlossen, soviel Zeit wie möglich draußen zu verbringen, mich zu beschäftigen und versuchen die letzten Kräfte für die kommenden 2 Monate zu mobilisieren. Das ich überhaupt noch Kraft besitze schien mir am Samstag noch unvorstellbar. Zudem werde ich mir nun wohl eine Liste machen, was ich in diesen zwei Monaten noch machen/sehen will, da ich ja sehr viel Zeit haben werde. Somit versuche ich mir einfach meine Tage vollzustopfen und mir Beschäftigung zu suchen. 


Wieso schreibe ich das alles hier? Ich weiß es auch nicht, vielleicht hilf es ja mir und auch anderen Personen irgendwann mal weiter.

So das war’s nun, 62 days to go (nicht das ich zähle oder einen Kalender habe wo ich täglich ein Kreuz mache oder so) 
 

 















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7 Kommentare:

  1. Hey Lina!
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für deine restliche Zeit! Ich finde dich total mutig, ich weis nicht, wie ich reagiert hätte... Das ist echt nicht leicht, nach Hause zu fliegen und dann wieder zurück in eine Situation in der man sich nicht so wohl fühlt. Doch ich finde es klasse, dass du es trotzdem durchziehst und dich motivierst das beste zu machen!
    Ich drücke dir die Daumen für eine gute Zeit in England!

    Liebe Grüsse aus Schweden,
    Alexa

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. Oh vielen Dank! Leider wurde die Woche nicht besser :P aber langsam geht es berg auf. Hoffe du hast eine tolle Zeit in Schweden!!
      Liebe Grüsse aus England,
      Lina

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  2. Hey Lina, ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst :( hatte ähnliche Probleme vor meinem Gastfamilienwechsel im März... Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den Rest des Jahres und ich hoffe & glaube, dass es sich irgendwie noch zum Guten wendet.
    Alles Liebe und Gute aus Uruguay,
    deine Frieda <3

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  4. Hey Lina,
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft! Ich habe auch zwischendurch Probleme mit meiner Gastfamilie und kann dich teilweise verstehen. Glücklicherweise ist es bei mir nicht so schlimm wie bei dir. Ich finde es grossartig, dass du hier so ehrlich über all das schreiben kannst!
    Und auch wenn es vielleicht nicht das beste Jahr deines Lebens ist, du hast viel gelernt über dich und deine Grenzen.
    Übrigens alle (oder zumindest alle, die ich kenne) Austauschschüler die sagen, dass sie nie mehr zurück nach Hause möchten, haben irgendwann mal schlechte Zeiten und nicht alles ist perfekt. Ich selber sage oft, dass ich NZ nie mehr verlassen möchte und in der nächsten Sekunde rede ich darüber, wie gerne ich doch wieder meine Familie und mein altes Leben zurück möchte. Jedes "Austauschleben" hat seine Hochs und Tiefs. Und ich hoffe ganz fest für dich, dass es sich für dich zum Ende noch zu einem Hoch entwickelt. Dass du mit guten Erinnerungen gehen kannst.
    Du schaffst das, du bist stärker als du denkst! ♥
    Grüsse aus NZ, Rahel

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    1. Vielen Dank. Ich finde es echt super nett, dass mich hier so viele aufmuntern :) hätte ich NIE mit gerechnet! Ich hatte jetzt auf jeden Fall meinen "Selbstfindungsmoment" und habe meine emotionale Grenze kennengelernt... leider. Trotzdem ist es schwer von vielen zu hoeren wie super ihr Jahr ist und ich mir sowas auch gewünscht hätte, bei mir aber vieles anders ist als ich erwartet habe. Hoffe dir geht es da unten gut und du genießt den Sommer in NZ. ;)
      Lg Lina

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