Donnerstag, 12. Mai 2016

Gastfamilienwechsel!



„Das Leben ist der Himmel,
das Leben ist die Hölle,
Du baust dein Glück auf Sand
Dann kommt die Welle
An jedem deiner Tage
Kann der Wind sich drehen
Und irgendwas gibt dir die Kraft
Wieder aufzustehen“
(Was wirklich bleibt, Christina Stürmer)

Dieses Zitat aus einem Lied (welches zu 100% auf das Auslandsjahr anwendbar ist) trifft den Nagel auf den Kopf und beschreibt genau meine momentane Gefühlsachterbahn.

Und ja diesmal steht im Titel ein Ausrufezeichen und kein Fragezeichen. Wo fange ich jetzt am besten an? Also erstmal mein Vater hat ganz richtig zu mir gesagt, im Nachhinein hätte ich schon vor 3 Wochen wechseln sollen. Am Ende ist man immer klüger würde ich mal sagen. Manche sagen jetzt vielleicht: ist doch nur noch ein Monat. Ja, das stimmt, aber ein Monat kann seeehr lang sein.

Der Prozess:
Fange ich mal chronologisch an. Ich war die vorletzte Schulwoche mit Magen&Darm krank zu Hause und war in einem Zimmer sozusagen gefangen. Mir ging es die ganze Woche nicht sehr gut und ich sehnte mich sehr nach Menschen. Am Sonntag traf ich dann Sarah und meinte nur so zu ihr, dass es glaube ich besser gewesen wäre, wenn wir gewechselt hätten. Wir spielten dann etwas mit dem Gedanken und letzten Endes schrieben wir unsere Koordinatorin (Mandy) an. Diese meinte dann, dass sie versuchen würde uns das Wechseln zu ermöglichen, die Chance aber gering sei. Sie schrieb dann unsere Eltern an und bat diese zu unserem Wunsch Stellung zu nehmen. Meine Eltern schrieben daraufhin eine E-Mail in welcher sie den Wechsel befürworteten.

Zwei Tage später, am Dienstag, schrieb uns Mandy an und teilte uns mit, dass es möglich sei zu wechseln, aber erst Ende Mai. Ende Mai würde mir nichts bringen, denn die restlichen 11 Tage könnte ich dann auch noch so aushalten, es ging ja ums hier und jetzt. Früher sei es aber nicht möglich, da wir ja keine wirklichen Gründe hätten zu wechseln und sie deswegen das Geld von den Gastfamilien nicht zurückfordern könnte. Denn der Grund, des Unwohlseins und Unwillkommen fühlen, wäre ja kein Grund.

Bis zu dem Zeitpunkt war ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich das Richtige tat, mit der Idee die Gastfamilie zu wechseln. Als Mandy dann aber meinte, es ginge nicht, hatte ich einen kleineren oder größeren Breakdown. Erst dann habe ich realisiert, wie viel Hoffnung ich mir gemacht hatte und wie sehr ich wechseln wollte.

An Gründen mangelte es mir nun nicht, warum ich wechseln wollte. Dazu aber später mehr. Daraufhin rief ich Mandy an und erzählte ihr alles was in meiner alten Gastfamilie so abging. Sie war dann etwas schockiert und meinte, dass sie mich so schnell wie möglich aus der Familie haben möchte. Deswegen war ich dann sehr glücklich und mir fiel eine Last von den Schultern, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie trug. Eine halbe Stunde später kam mein Gastvater dann rein und fragte mich nach den Gründen, da Mandy nur einen Grund gesagt hatte, der nun aber nicht mehr relevant war. Ich erklärte es ihm und er versuchte mich zwar noch zu überreden, zeigte sich dann aber verständlich. Doch dann las ich die nächste Nachricht von Mandy und dachte ich bin in einem sehr schlechten Film gelandet und spiele die dumme Hauptdarstellerin. Sie schrieb nämlich, dass sie mit meinem Gastvater telefoniert hätte und dieser ihr gesagt hätte, dass sie sich gut um mich kümmern würden und deswegen gäbe es keinen Grund zu wechseln und ich könne erst am 31.05 wechseln, da meine Gastfamilie sonst ja keinen anderen Austauschschüler hat und Geld und so ne… Das Telefongespräch war da eine halbe Stunde her. Ich fühlte mich so dermaßen verarscht, dass könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Erst heißt es so schnell wie möglich und dann Ende Mai?!? Daraufhin schalteten sich dann meine Eltern ein und mein Vater machte etwas Druck und hatte letzten Endes die besseren Argumente.

An demselben Abend hat Mandy dann auch noch mit Sarahs Gastfamilie gesprochen und diese stimmten einem Wechsel zu, sodass einem Wechsel in eine neue Familie nichts mehr im Wege stand. Am Mittwochmorgen hatten Sarah und ich dann die Wahl zwischen zwei Familien. Entweder Nahe und ein Zimmer oder weiter weg und zwei Zimmer. Wir entschlossen uns für die zweite Option. Am Abend teilte sie uns dann mit, dass sie nun sicher eine Gastfamilie hätte und wir genauere Details, wie Umzugsdatum, Ort, Name heute erhalten sollten.

Gründe:
So nun aber mal zu meinen Gründen. Ich habe mich entschlossen, dass hier offen zu teilen und die genauen Gründe anzugeben, da es so vielleicht anderen Leuten besser hilft. Also, es gab kein bestimmtes Erlebnis, welches mich dazu getrieben hat, mich dazu zu entscheiden zu wechseln. Es hat sich über die Monate und vor allem über die letzten 5 Wochen sehr viel angesammelt. Finde es übrigens krass, dass es schon 5 Wochen her ist, dass ich in Deutschland war. Fühlte sich nicht so an!! Aber in diesen fünf Wochen ist jede Woche, außer in einer etwas Negatives passiert, was mich runtergezogen hat. In der ersten Woche war es das Heimweh, was ganz normal war. In der zweiten Woche die fast Trennung meiner Gasteltern und dann eine Woche Pause und dann wieder was.

Ich muss glaube ich einmal ein paar Hintergrundinformationen geben, damit man es versteht. Meine Gastmutter ist ein sehr impulsiver Mensch und hat Depressionen sowie andere psychische Krankheiten, genauso wie meine eine Gastschwester. Generell passiert in dieser Familie jede Woche irgendwas. In der Zeit, in der ich in der Gastfamilie war, habe ich zwei Selbstmordversuche miterlebt. Einer im Februar und der andere vor einer Woche. Direkt betroffen war ich nie, auch wenn ich den letzten mehr mitbekommen habe, da er in dem Haus meiner Gasteltern stattgefunden hat. Auch wenn ich von beiden glücklicherweise nicht viel mitbekommen habe, regt es einem doch zum Denken an und man hinterfragt einige Dinge, vor allem wenn man die Personen kennt. Hinzukommt das in meiner Gastfamilie viel möglich war. Ich konnte nie genau einschätzen, wie weit es in einem Streit gehen würde. Die Sorge kam vor allem nach der Fast- Trennung meiner Gasteltern auf. Als ich nämlich mitbekommen habe, dass die Messer rausgestellt werden mussten, wurde mir schon etwas anders. Ich habe in mehreren Streits schon mitbekommen, dass die Messer immer schnell entfernt wurden und das breitete mir schon Unbehagen, da ich nicht weiß wozu meine Gasteltern in der Lage wären. Darüber hinaus war der Alkoholkonsum meiner Gasteltern mir schon immer ein Dorn im Auge gewesen, da ich behaupten würde, dass meine Gasteltern Alkoholiker sind. Ich habe meine Gastmutter des Öfteren betrunken erlebt. Zudem kam dann in den letzten zwei Wochen noch die durchgehend angespannte Stimmung, egal wie gut meine Gasteltern es auch faken.
Ja das alles hatte sich angehäuft und führte dazu, dass ich mich nicht mehr unbedingt sicher fühlte, sowie sehr unwohl, da ich nie wusste was als nächstes passieren würde. Das belastete mich und ich konnte nicht mehr richtig abschalten, deswegen entschied ich mich zu wechseln, ob mit oder ohne Sarah, aber da Sarah ja auch das okay bekommen hat, können wir nun zusammen in eine Familie und uns so wenigstens das fehlende Familiengefühl geben.

Warum nicht früher?
Viele fragen sich nun wahrscheinlich, warum ich nicht schon früher gewechselt habe. Bis Ende März waren alle Dinge, die hier passiert sind für mich aushaltbar und ich konnte alles verarbeiten. Meine Gastfamilie mag sich jetzt vielleicht schrecklich anhören, doch das ist sie nicht. Sie haben auch viel für mich gemacht, was ich sehr zu schätzen weiß und ich hatte auch viele witzige Momente mit ihnen. Ich hatte immer alles was ich brauche und mir wurde Aufmerksamkeit geschenkt, sich um mich gekümmert und mir zugehört. Dennoch war es jetzt am Ende einfach zu viel für mich, zu viele Dinge auf einmal, Dinge die in der Intensität vorher nicht passiert waren. Zum Schluss hat mich nur mein Zimmer hier gehalten, da ich die Größe echt liebe. Aber auch die Aufmerksamkeit ist gesunken, da ich meine Gasteltern kaum noch gesehen habe, nur am Abend für ein- zwei Stunden. Zudem ist es jetzt „nur“ noch ein Monat und sollte es in der nächsten Familie schlimmer werden, bin ich eh bald weg. :P

Das war jetzt ein seehr langer Post. Aber ich musste mir es erstens mal von der Seele schreiben und zweitens wollte ich es ausführlich erklären. Ich fühle mich bis heute etwas verarscht und hoffe die Achterbahn der Gefühle bleibt nun mal weiter oben, im sonnigen Teil und bricht nicht immer ein. Ich stehe nicht so auf die G- Kräfte im freien Fall (Bin ich nicht gut im verbildlichen?!). 

Zu meiner neuen Gastfamilie mache ich dann noch mal einen separaten Post. Alles was ich bisher weiß ist, dass wir am Samstag, also übermorgen umziehen und ich jetzt schnell anfangen muss zu packen :O





All I will say is that I am going to move to another host family on Saturday as I can’t cope with a few things in my old host family anymore. As it took a while to sort everything out with my organisation, I wasn’t able to learn for my Spanish oral exam in any way. I will nevertheless do a post about my new host family soon, when I stayed there for a few days and can say more. Also, I will move together with Sarah to that same host family.

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